Meine ganz persönlichen Erfahrungen mit der Frühkastration

 

 

Ich habe bei meinem H-Wurf beschlossen, nun einige meiner Babys nur noch frühkastriert ins neue zu Hause zu geben. Warum? Sehr oft kommt es, zumindest bei mir, vor, dass die Interessenten sich für ein Geschwisterpärchen entscheiden. Dass es gerade dann wichtig ist rechtzeitig zu kastrieren, muss ich wohl niemandem erklären. Denn gerade bei Geschwisterpärchen kann es, wenn es zu so genannten Ups-Würfen kommt, dramatische Folgen haben.

In zweiter Linie werde ich immer mal wieder Kitten kastrieren lassen, wenn ich zum Beispiel weiß, dass im neuen zu Hause bereits Katzen leben, die nicht kastriert sind. Oftmals merken Liebhaber es leider erst zu spät, dass die Mädchen rollen, oder die Kater zeugungsfähig sind. Um meine Babys davor zu bewahren, werde ich im Einzelfall entscheiden.

Ich werde nicht mehr generell alle Kitten kastrieren lassen.

Die Kosten aller Tierarztleistungen sowie des Futters sind in der letzten Zeit enorm gestiegen, und nicht alle Liebhaber sind bereit so viel Geld auf einmal auszugeben. Sie möchten lieber noch ein paar Monate sparen können um dann die Kastration zu bezahlen. Dafür habe ich nach vielen Gesprächen mit verschiedenen Liebhabern Verständnis entwickelt. Bei Geschwisterpärchen allerdings bestehe ich zumindest auf die Kastration des Katers.

 

Also kurzum, es gibt viele Gründe, die meines Erachtens für die Frühkastration sprechen, aber mir ist nicht ein einziger wirklich triftiger Grund bekannt, es nicht zu tun. Was die Entwicklung der Katze angeht.... sie entwickeln sich zu genauso kräftigen und typvollen Tieren, auch bei Katern der Katerkopf, wie Tiere, die erst später kastriert werden. Das alles kann man aber auch bei der Cat Care Tierhilfe Kassel e.V.  nachlesen... hier der Link dazu: ► Frühkastration

 

Ich fange aber jetzt mal vorne an.

Der Entschluss früh zu kastrieren fiel bei mir also mit dem H-Wurf. Ich hatte mich eingehend mit dem Thema befasst und da in diesem Wurf nur ein Kater und ein Kätzchen waren, wollte ich hier das erste Mal kastrieren, beobachten und dann entscheiden, ob ich dabei bleibe oder nicht. Mein Tierarzt war, wie viele andere auch, nicht sonderlich begeistert. Aber er sagte mir auch ehrlich warum nicht. Nicht, weil es der Entwicklung schaden würde (völliger Blödsinn)... nicht, weil er es sich nicht zutrauen würde, nein... es ist nun mal eine nicht ganz einfache Aufgabe.

Die Narkose muss genauestens dosiert werden und der Eingriff selber ist vergleichbar mit einer Microchirurgie. Ist ja alles winzig klein.

Ich selbst bin bei jeder Kastration mit anwesend und habe mir die kleinen Eierstöcke, bzw. Hoden zeigen lassen. Die find mal erst in einem so kleinen Bauch/Säckchen.

Aber wie mein Doc eben so ist... er sagte, er würde es selbstverständlich machen, wenn ich es wolle.

 

So, also Entscheidung war getroffen. Die erste Kastration war sehr schlimm für mich. Ich hatte solche Angst um meine Babys. Aber es verlief alles bestens. Die Kleinen wachten problemlos aus der Narkose wieder auf, waren ruckzuck wieder auf den Beinchen, so dass man sie sogar noch bremsen musste in den ersten Tagen. Die Nähte verheilten absolut genial und die Leute freuten sich, dass sie diese Ängste um ihr neues Familienmitglied nicht mehr haben mussten.

Denn natürlich ist jede Operation, in jedem Alter immer mit einem gewissen Risiko verbunden.

Ich fing nun auch an, mich mit einigen anderen Züchtern und Liebhabern über die Kastration zu unterhalten und wunderte mich, wie viele unterschiedliche Vorgehensweisen es denn gab.

Es gibt zwei unterschiedliche Arten, wie die eigentliche Operation bei Kätzinnen vorgenommen wird. Hängende OP oder liegende OP.

Dadurch bedingt, ein sehr kleiner Einschnitt mit einer kleinen Naht (1-2 Stiche) und ein längerer Einschnitt mit einer längeren Naht (bis an die 10 Stiche). Verschiedene Arten des Nähmaterials... sich selbst auflösende Fäden, und Fäden, die nach 10 Tagen gezogen werden müssen. etc...

Mein Doc, und darüber bin ich jetzt sehr froh, wählt die liegende OP mit einer etwas längeren Naht (bei meinem Doc. ca. 6 Stiche) wo die Fäden nach 10 Tagen gezogen werden müssen.

Warum ich darüber sehr froh bin? Also gut... natürlich möchte ich betonen, dass dies eben meine ganz persönliche Einstellung ist und auch die anderen Methoden sicherlich zum Erfolg führen, aber....

Bei der hängenden OP werden die Tiere an den Hinterbeinen hängend operiert. Hat für den Operateur den Vorteil, dass die Organe in Richtung Rumpf rutschen und er durch einen winzig kleinen Schnitt schon die Eierstocke entfernen kann. Aber diese Art der OP birgt auch eine Menge Risiken... die Organe, die in Richtung Rumpf rutschen belasten durch den Druck noch mal zusätzlich das Herz-Kreislaufsystem. Die Folgen kann sich jeder ausmalen. In der liegenden Position muss der Doc natürlich mehr suchen. Därme etc. liegen im wahrsten Sinne des Wortes im Weg herum und machen die Suche nach den Eierstöcken schwierig, so dass meist ein etwas größerer Schnitt notwendig ist.

Nachdem die Eierstöcke entfernt sind, wird alles mit einer sauberen Naht verschlossen. Hier ist dann natürlich Geschick gefragt, sonst hat man keine saubere Naht, sondern eine wulstige Narbe. Mein Doc wählt hier Fäden, die nach 10 Tagen gezogen werden müssen. Auch das finde ich persönlich eigentlich super. Eigentlich, weil... man muss halt noch mal hin nach 10 Tagen. Aber... selbstauflösende Fäden brauchen etwas länger, bis sie sich vollständig aufgelöst haben. Ich hätte ein schlechtes Gewissen meinen Kitteninteressenten ein Tier zu bringen, wo noch Fäden in der Naht sind. Es kann immer mal zu Einstichkanalinfektionen kommen, oder das Kitten bleibt beim Toben am Faden hängen oder im schlimmsten Fall zieht es selber an den Fäden. Sie müssten also eventuell mit dem Kitten doch noch mal zum Tierarzt....

Darum gebe ich meine Kitten nur mit gezogenen Fäden ins neue zu Hause. Die Naht ist dann verheilt und die neuen Schmuseeltern haben keine Sorgen mehr.

Jetzt hatte ich in meinen letzten Würfen immer mal wieder ein Mädel, die gern auch schon in der ersten Nacht am Faden herum gezuppelt haben. Ein Kitten hatte sich sogar den ganzen Faden schon in der ersten Nacht gezogen. PANIK brach bei mir aus..... Um Gottes Willen... was da alles passieren kann. Jetzt wird ja nicht nur eine Naht gemacht. Erst wird die untere Hautschicht (ich weiß jetzt leider nicht den Fachausdruck) genäht und dann noch mal die Obere. So dass bei meinem Kitten letztendlich eigentlich nichts schlimmes passiert war. Der Bauch war also nicht offen oder so... Aber Panik hatte ich trotzdem.

Nun gibt es natürlich die Möglichkeit dieses Herumzuppeln an den Fäden zu verhindern... zum Einen kann man den Tieren einen sogenannten Trichter am Hals befestigen, was aber eine enorme Einschränkung bedeutet und die Tiere bleiben mit dem Ding überall hängen und stoßen überall an. Ich würde wahnsinnig wenn ich solch ein Teil tragen sollte. Spielen und Toben geht gar nicht... Also für mich nicht das Mittel der Wahl. Ein Body, der dem Tier angezogen werden kann, und auch so gestaltet ist, dass die Tiere sich uneingeschränkt bewegen können, gibt es auch. Gar nicht so schlecht. Aber... ich hatte schon Babys die mal ein paar Wochen länger geblieben sind und somit auch etwas später erst kastriert worden sind... Kitten die mit 12 Wochen, in der ich die Kastration für gewöhnlich machen lasse, zwischen 1300 und 1500 Gramm wiegen und auch schon Kitten, die in der 12. Woche 1900 Gramm oder mehr gewogen haben.... Also auch unterschiedlich groß waren. Wie viele verschiedene Bodys soll ich mir denn hier hinlegen? Und dann kommt noch der Sommer... unsere Norweger haben eh viel Fell und da ziehe ich den Kleinen nach der OP auch noch bei 30 Grad einen Body an...? Nein, also auch hier für mich nicht die optimale Lösung...

 

Was soll ich sagen... ich führte einige Gespräche mit meinem Tierarzt und wir beschlossen bei meinem U-Wurf das erste Mal die Wunde zu verkleben. Das heißt, auch hier wurde die untere Haut genäht und die obere, recht dünne Haut würde mit einem Spezialkleber (Epiglu Wundkleber) verklebt. Tolle Sache dachte ich. Und wir setzten es also in die Tat um. Bei meinen ersten zwei Mädchen wurden also am 24. Mai 2012 nach der Kastration die Schnittstellen verklebt. Heute, einen Tag später, kann ich nur sagen, bisher bin ich absolut begeistert. Die Kleinen haben einen absolut glatten Bauch, keine Verdickungen, keine Entzündungen und keine störenden Fäden....

Und was der ganzen Sache noch einen weiteren Pluspunkt gibt... Die Kleinen müssen kein weiteres Mal zum Tierarzt um die Fäden ziehen zu lassen.

 

Hier die Klebestelle meiner Ulana, 30 Stunden nach der OP...

 

 

Und hier die Klebestelle meiner Upsi, 30 Stunden nach der OP...

 

 

Durch das Aluspray, was nach der Verklebung darüber gesprüht wird ist es etwas schwer zu erkennen, aber es sieht nach meiner Meinung wesentlich besser aus als nach einer Naht....

 

10 Tage nach der OP:

Die Naht ist bei beiden Mädchen gut verheilt. Allerdings muss ich sagen, ich werde demnächst nach wie vor nähen lassen. Die Mädels haben bisher ja schon immer mal wieder an den Fäden herum gezuppelt, und sogar auch schon alle Fäden gezogen. Aber der Kleber scheint die Zwerge auch zu stören. Eigentlich klar, denn Kleber wird, wenn er trocken ist, hart. Die Narbe ist nicht richtig elastisch und zwackt wohl immer wieder beim Spielen und so knabbern die Kleinen dann auch an dem Kleber herum. Auch dauert es recht lange, bis der Kleber vollständig weg ist.

Ich denke, die optimale Wundversorgung wird es nicht wirklich geben.

 

 

 

 

 

 


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